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[100] Else Lasker-Schüler an Emil Raas

Ascona, Samstag, 9. Mai 1936 (2)

Aktualisiert: 7. September 2025

* * *

Emil Raas
[1]

[1][2][3][4]

Postfach 49 Ascona

9. Mai 36

In Eile!

Die Post, lieber Mill, 5 nach 7 Uhr gerade geschlossen. Morgen geht das Buch an Sie ab, leider habe ich nur leider hier das eine. In Berlin etwa noch 40. Sowie ich alles kommen lassen kann, all meine Handtaschen etc. dann sende ich Ihnen ein noch schöner gemaltes Buch Theben. [2] Dieses muß Duce haben, da ich mich gerade, da er uns gesonnen, revanchieren muß. Sagte auch Frz Werfel. – Endlich konnte ich das Buch wo wiederrauben. Über den Fleck auf dem Deckel werde ich so einen kleinen Goldregen strömen lassen. Eben das Gold im Laden bekommen. Im Paket: Rückpapier (Wellpapier) und Packbogen aus dem Geschäft und hier die Marke. Sie brauchen nur [3] die Adresse schreiben. (Damit Sie nicht schimpfen!? – ! – Also guten Mutes.

Jussuf

Der Bund der wilden Juden kommt in mein Palästinabuch. Ich will jetzt mal ausruhen – nur Strandräuberei betreiben. Am 1. Sept. muß ich zwei Schiffe [Dampfschiff auf See] Gold haben um die Reisen zu machen alle.

[4] Meine Wirtsleute eben kamen um vor Staunen, auch Geschäft: Bunter Laden. Haben alles umsonst gegeben durchaus.

Dank für lieben feinen Blumenbrief.

Anmerkungen

Quelle: The National Library of Israel, Jerusalem, Emil Raas Collection (Arc. 4* 1821 01 27). Druck: Else Lasker-Schüler, Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Im Auftrag des Franz Rosenzweig-Zentrums der Hebräischen Universität Jerusalem, der Bergischen Universität Wuppertal und des Deutschen Literaturarchivs Marbach am Neckar hg. von Andreas B. Kilcher [ab Bd. 9], Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky. Bd. 9: Briefe. 1933–1936, bearbeitet von Karl Jürgen Skrodzki, Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2008, S. 344.

das Buch»Theben. Gedichte und Lithographieen« (Frankfurt am Main und Berlin: Querschnitt-Verlag) von 1923. – Duce • Benito Mussolini. Vgl. zu [Brief 35] (»ein schönes Geschenk«). – in mein Palästinabuch • »Das Hebräerland«. Vgl. zu [Brief 48] (»viel dichtete auch über Jerusalem«). – »Der Bund der wilden Juden« war 1923 in Else Lasker-Schülers Buch »Theben« (Bl. 8v) erschienen. Die Zeichnung wurde nicht in »Das Hebräerland« aufgenommen; einige Zeichnungen dort (s. S. [45], [83] und [139]) knüpfen jedoch an die Darstellung des »Bundes der wilden Juden« an. Vgl. Else Lasker-Schüler, Werke und Briefe […]. Bd. 5: Prosa. Das Hebräerland, bearbeitet von Karl Jürgen Skrodzki und Itta Shedletzky, Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2002, S. 43, 77 und 129. – Am 1. Sept. • Am 2. September 1936 zog Else Lasker-Schüler wieder nach Zürich. – Meine Wirtsleute • Else Lasker-Schüler hatte in Ascona ein Zimmer über der Konditorei Berger-Signorelli genommen.